Burkina Faso Kurier

Reisebericht über Burkina Faso

Rosi und Claude Dougoud, Wangen, 2017

Auf Einladung von Monique Raemy von Yam Pouiré haben wir zum ersten Mal Afrika bereist. Yam Pouiré hat sich als Verein zum Ziel gesetzt in Burkina Faso nachhaltige Entwicklungsarbeit im Sinne von Hilfe zur Selbsthilfe zu unterstützen. Yam Pouiré heisst auf Mooré, die Sprache der Mossi der grössten Ethnie von Burkina Faso: „Teilen von Gedanken, Kenntnissen und Weisheit“.

Wie kam es zur Wahl gerade dieses Namens? Burkina Faso liegt mehrheitlich in der Sahel-Zone. Während einer kurzen Regenzeit können die Bauern mit Mühe das einheimische Getreide Mil, eine Hirsesorte anbauen. Die verheerende Trockenheit in den 1970er und 1980er Jahren, ohne Regen, hat besonders den Norden des Landes ausgetrocknet, dies mit verheerenden Folgen, wie Hunger und Armut und unsäglichem Leiden der Bevölkerung. Der Boden war vorher sehr fruchtbar und grünende Landschaften prägten die Region. Dies erfuhren wir von einem Dorfältesten.

Das beschriebene Elend und die Armut erlebte das Ehepaar anlässlich einer Urlaubsreise. Es liess sie nicht mehr los. Das Hilfswerk und langjährige freundschaftliche Beziehungen mit Helfern vor Ort ist daraus entstanden. Viele Bauern in unzähligen Dörfern konnten dank der Hilfe ihr Schicksal in die Hand nehmen und Schritte aus der Armut machen. Wieviel Würde ihnen dies zurückgab werden wir an einzelnen Beispielen erläutern.

Die Unterstützung von Yam Pouiré erfolgt nur, wenn ein Dorf ein Gesuch an den Partner vor Ort ‚Burkina vert’ stellt, sein Anliegen begründet und die Eigenleistungen angibt. Das Gesuch wird dann schriftlich an Yam Pouiré weitergeleitet.

Ein von Wangen-Brüttisellen mitfinanziertes Projekt sieht so aus: Der starke Wasserfluss in der Regenzeit wird durch diguettes auch Steinbänder genannt gebremst. Dabei wird der Erosion entgegengewirkt. Der Ort und die Ausrichtung der diguettes wird in Kooperation zwischen den Dorfbewohnern und den Beratern von Burkina Vert festgelegt. Hinter den diguettes werden versetzt angeordnete Halbmonde oder „zais“ (Pflanzlöcher), gefüllt mit Kompost, angelegt. Nun kann mil oder sorgho (zwei Hirsearten) angepflanzt werden, ohne dass die jungen Pflanzen vom Wasser wieder herausgespült werden. Die diguettes werden mit dem Süssgras Andropogon verstärkt. Dieses wird z.B. auch zum Flechten von Matten zum Hüttenbau gebraucht. Die diguettes werden jedes Jahr wieder in Stand gesetzt, damit die Bremswirkung erhalten bleibt. Nach einem oder zwei Jahren ist das so behandelte Land für Kulturen dauerhaft zurückgewonnen.  In den letzten fünf Jahren konnten von Burkina Vert 430 Hektaren unfruchtbares Land wieder fruchtbar gemacht werden.

Frauen und Männer graben die benötigten Steine dank den Strahlstöcken aus Frauen bringen die Steine auf dem Kopf getragen zum Lastwagen. Dieser bringt die Steine auf das vorgesehene Landstück in ihrem Dorf. Für grössere Strecken werden Schubkarren zum Transport der Steine zum Lastwagen verwendet. Die Männer legen die diguettes fachmännisch an. Die Strahlstöcke und Schubkarren und die Lastwagenmiete sind von unserer Gemeinde finanziert worden. Ein Projekt wird ein Jahr lang technisch von Burkina Vert begleitet.

Mit Hilfe von ‚diguettes’ Wasserrückhalte-Dämmchen können die Dorfgemeinschaften mehr Fläche bebauen und höhere Getreideerträge gewinnen. Die Böden werden wieder in Stand gesetzt und die Bodenfruchtbarkeit wird erhöht. Die Dämmchen haben die Wirkung, dass das Wasser der Regenzeit gebremst und geleitet wird und gezielt versickern kann. Ein wichtiger Effekt ist zudem, dass der Wasserspiegel jedes Jahr steigt. Bei steigendem Wasserspiegel können Brunnen gebohrt werden, dies machen die Bewohner selbst. Yam Pouiré finanziert den Zement, damit die Brunnen sicher, stabil und sauber gehalten werden können. Das Wasser aus den Brunnen ist die Voraussetzung um Gemüsefelder anlegen und unterhalten zu können. Dies bringt Vielfalt in die Ernährung, die auch zu einer Verbesserung der Gesundheit der Menschen führt. Es macht sie selbstbewusst und stolz, dass sie sich selber und ihre Kinder versorgen können. Ein Leiter von Burkina Vert äusserte einmal „dass die Erde nie lüge“ sondern, „sie gebe uns viel, wir müssten hart dafür arbeiten“. Überschüsse können die Bauern auf dem heimischen Markt verkaufen, in die Hauptstadt liefern und teilweise in die Nachbarländer exportieren.

Dadurch, dass der Grundwasserspiegel in vielen Dörfern stark gestiegen ist, können die Bauern Kartoffeln, Zwiebeln, Tomaten, Salatgurken, Salate, Bohnen, Paprika, Peperoni, Petersilie, Zuchetti, Kohl, Knoblauch und einheimische Gemüsesorten. Wenn genügend Wasser vorhanden ist, gedeihen Papaya- und Mangobäume prächtiger.

In einem der besuchten Dörfer dankte ein Bauer für die vor Jahren erhaltene Kuh und zeigte stolz die herangezogenen Kälber. Die Kälber wurden an andere Familien weitergegeben. Sie liefern auch willkommenen Dünger für die Erde. Die Grünabfälle werden kompostiert. Auf diese Weise profitiert das ganze Dorf.

In einem weiteren Dorf erzählte uns die Sprecherin der Frauen, dass sie aufgrund der Nachricht eine Mühle zu bekommen, sie nicht mehr schlafen konnten vor Freude und die ganze Nacht tanzten. Sie organisierten eine Einweihungsfeier, bei der Monique Raemy ein Band durchschnitt. Darnach tanzten als Dank die Frauen des Dorfes. Die Lebensfreude war ansteckend und berührend. Ohne Mühle mussten die Bewohner lange Märsche zur nächsten Mühle unter die Füsse nehmen.

Ein weiterer wichtiger Beitrag Yam Pouirés ist die Finanzierung von Getreidebänken. Diese ermöglichen den Bauern in knappen Zeiten auf die Reserven zurückgreifen zu können. Ansonsten müssten sie teuer das Getreide einkaufen.

Im nächsten Dorf zeigten uns die Einwohner mit stolz ihr Gesundheitszentrum mit Latrinen und Duschen sowie einem angeschlossenen Geburtshaus und einer dorfeigenen Apotheke.

Auch bei der Errichtung von Schulen ist Yam Pouiré behilflich. Wir haben Klassenzimmer mit über 60 Schülern! gesehen. Die Familien sind froh und stolz, dass ihre Kinder die Schule besuchen kann. Wichtig ist der Schulgarten, wo die Schülerinnen und Schüler ihr eigenes Gemüse anbauen lernen.

Die Reise in Burkina Faso war faszinierend. Die Menschen haben uns sehr beeindruckt durch ihre Herzlichkeit, ihre offene Art, ihre Tüchtigkeit bei der Arbeit und ihren Humor. Mit den Helfern vor Ort wuchs in den kurzen Tagen Freundschaft. Es fanden viele interessante Gespräche statt. Wir kehrten mit vielen schönen Erinnerungen in die Schweiz. Wir haben in den 12 Tagen viel gelernt.

Jede Spende an Yam Pouiré erreicht unserer Ansicht nach direkt die Menschen in Burkina Faso die es dringend brauchen, aber auch umsichtig damit umgehen und erstaunlich viel daraus machen.